Yin Yoga und Gefühle

Yin Yoga und Gefühle

Yin Yoga unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Yogawegen. Ein herausragendes Merkmal ist, dass Yin Yoga einen Raum schafft für das Erleben der eigenen Gefühlswelt. 

MANDALA Testimonial Ranja Weis zählt zu den bekanntesten Yin Yoga Lehrern in Deutschland. In diesem Blogbeitrag beschreibt sie wieso es wichtig ist, Gefühle zuzulassen.

Yin Yoga unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Yogawegen. Ein herausragendes Merkmal ist, dass Yin Yoga einen Raum schafft für das Erleben der eigenen Gefühlswelt. In den Positionen, die für einen längeren Zeitraum (üblicherweise zwischen 3 und 7 Minuten) ausgeführt werden, kann es schon einmal passieren, dass ein paar Tränen fließen. Das mag eine Folge davon sein, dass wir durch das Loslassen von Anspannung auf allen Ebenen in eine tiefe Verbindung mit unserem Wesenskern kommen, was sehr bewegend und berührend sein kann. Doch es ist aus meiner Erfahrung vor allem die Arbeit mit dem eigenen Schatten, die einen reinigenden und heilenden Effekt hat.

Das Wahrnehmen von Gefühlen wie Trauer, Schmerz, Einsamkeit, Angst, Wut kann ungemein befreiend sein, da wir dazu neigen, unangenehme Gefühle im Alltag zu unterdrücken. Sobald wir jenen Gefühlen aber keinen Raum mehr geben, werden sie unbewusst und sinken in den Schatten. Dort bleiben sie allerdings nicht. Sie rebellieren und neigen dazu, das Ruder zu übernehmen, wenn wir es am wenigsten gebrauchen können. So sagt z.B. Rüdiger Dahlke sehr treffend: "Wo wir uns nicht freiwillig mit dem Schatten beschäftigen, wird er sich mit uns auf seine Art beschäftigen". Und die amerikanische Psychologin Debbie Ford erklärt: "Die Gefühle, die wir unterdrückt haben, drängen darauf, anerkannt und integriert zu werden. Sie sind nur dann schädlich, wenn sie verdrängt werden, denn sie drohen hervorzubrechen, wenn es völlig unangemessen ist. Ihre hinterhältigen Attacken werden Sie gerade in den Bereichen Ihres Lebens behindern, die für Sie am wichtigsten sind." Oft ist das die Beziehungsebene. Gerade die Menschen, die wir am meisten lieben, triggern uns auch am meisten. Hier wird die Arbeit mit dem eigenen Schatten zur beziehungsfördernden Maßnahme. Denn wenn wir ihn kennengelernt, angenommen und integriert haben, werden wir nicht mehr so leicht etwas sagen oder tun, was den anderen verletzt oder sich in irgendeiner Weise destruktiv auswirkt.

Auch im Hinblick auf unsere Selbstliebe ist die Integration unserer Schattenanteile wesentlich. Das lehren uns schon die alten Märchen und Mythen. Der Held muss erst seinen Weg ins Dunkle antreten und dem Drachen gegenüberstehen, bevor er den Thron besteigen kann. So sind wir auch dann erst mit uns selbst im Reinen, wenn wir uns mit all unseren Anteilen kennen- und lieben gelernt haben. Auf diesem Weg ist Yin Yoga aus meiner Sicht eine wertvolle Hilfe.