Erdbeerwoche, Menstruation oder einfach "seine Tage haben" – die Ausdrücke für die Periode sind fast genauso vielfältig wie die Auswirkungen der Monatsblutung auf den weiblichen Körper. Doch welchen Einfluss hat die Periode auf die tägliche Yogapraxis? Kann frau trotz Menstruation alle Asanas bedenkenlos durchführen oder sollte sie bestimmte Bewegungsabläufe vermeiden?
Yoga Teacher und MANDALA Testimonial Ranja Weis erzählt in ihrer Kolumne von ihren Erfahrungen und erklärt, worauf beim Yoga während der Periode geachtet werden sollte.
Kürzlich bin ich morgens in eine Vinyasa Stunde meiner Lieblingslehrerin gegangen, obwohl ich am Tag zuvor meine Monatsblutung bekommen hatte. Es war meine einzige Chance auf eine Yogaklasse in dieser Woche und ich wollte sie mir nicht entgehen lassen. Direkt nach der Stunde stoppten leider die Blutungen, obwohl ich auf alle Umkehrhaltungen (Hand-, Kopf-, Schulterstand, Pflug) verzichtet habe. Ich habe auch kein Kapalabhati geübt und keine Bandhas gesetzt, also alles ausgelassen, wovon in der Yogapraxis klar gesagt wird, dass es während der Periode kontraproduktiv ist. Doch letztlich sind ein Dutzend nach unten schauende Hunde für den Unterleib ebenfalls Umkehrhaltungen, die der nach unten abfließenden Energie nicht zuträglich sind. Apana Vayu ist die Abwärtsbewegung des Prana vom Nabel zum Wurzelchakra und bezeichnet die Kräfte, die nach unten fließen, ausscheiden und damit den Körper reinigen. Es ist wichtig, diese Kräfte nicht zu blockieren, da wir ansonsten die Reinigungsfunktion stören.
Monatliche Blutung = Entschlackung & körperliche und emotionale Reinigung
Während der Monatsblutung reinigt sich eine Frau nicht nur auf der körperlichen Ebene durch die Erneuerung des Blutes und die Entschlackung von Stoffwechselprodukten. Auch geistig und emotional löst sich oft einiges, dadurch dass beispielsweise unterdrückte Gefühle wie Trauer, Scham oder Wut ihren Weg ins Bewusstsein finden und spürbar werden. Insgesamt kann die Periode wie eine Art monatlicher Frühjahrsputz gesehen werden. Dadurch haben Frauen in der heutigen Zeit vielen Männern gegenüber einen großen Vorteil. Männer sorgten früher durch körperliche Betätigung wie Jagen oder Feldarbeit und regelmäßiges Schwitzen für eine Reinigung des Organismus. Da dies heute für die meisten wegfällt und viele Männer tagsüber sitzende Tätigkeiten ausführen, ist es für eine stabile gesundheitliche Verfassung wichtig, regelmäßig Sport zu treiben. Oder Yoga zu üben. Hier wäre eine durchgehende Vinyasa Yoga Praxis durchaus sinnvoll.
Ruhige Yoga Praxis während der Periode
Für Frauen ist sie allerdings während der Monatsblutung, auch ohne Umkehrhaltungen, nicht zu empfehlen. Eine ruhige Hatha Yoga Praxis dagegen schon. Dabei sollte der Bauch- und Beckenraum möglichst nicht zusammengedrückt oder gedreht werden. Übungen wie die Sphinx oder sanfte Beckenbewegungen im Liegen wirken sich positiv auf die abfließenden Kräfte aus. Auch Yin Yoga macht Sinn. Hier ist auch das Üben von Vorbeugen in Ordnung, da Yin Yoga größtenteils im Sitzen mit rundem Rücken und weichem Bauch praktiziert wird. Manchmal ist es aber auch wichtig, die Yogapraxis ein paar Tage auszusetzen, und vielleicht einfach nur spazieren zu gehen, am besten im Wald, am See oder in den Bergen. Da wir in diesen Tagen ohnehin oft feinfühliger und emotionaler sind als sonst, kann der unmittelbare Kontakt zur Natur sehr wohltuend, ausgleichend und harmonisierend wirken. Und noch wichtiger ist es aus meiner Sicht, dass wir uns mit ruhigem Gewissen auch mal erlauben, einfach gar nichts zu tun. Vielleicht draußen im Garten zu liegen, und in Tagträumen dem allgegenwärtigen Leistungsdruck mit einem entspannten Lächeln zu begegnen. Mein neuer Vorsatz für die nächste Periode!"
Unser MANDALA Testimonial Ranja Weis zählt zu den bekanntesten Yin Yoga Lehrern Deutschlands. Sie lebt mit ihrer Tochter in München und praktiziert seit vielen Jahren Yoga.