„Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles!“ Dieses Zitat stammt vermutlich von Antoine Béchamp, einem französischen Arzt, Chemiker und Pharmazeuten, der im 19. Jahrhundert lebte. Sein damaliger Gegenspieler Louis Pasteur dagegen behauptete das genaue Gegenteil. Er setzte, was die Entstehung von Krankheit betrifft, auf den Erreger statt auf den Wirt. Auf seinem Totenbett jedoch soll er Béchamp schließlich recht gegeben haben. Letzten Endes ist die Wahrheit aber wahrscheinlich, wie so häufig, in der Mitte zu finden.
Daher ist es bei allen vorbeugenden Maßnahmen, die aus dem Labor kommen, und deren Wirksamkeit ich weder beurteilen kann noch will, sicherlich auch eine gute Idee, das Milieu zu stärken, um es einem Virus so ungemütlich wie möglich zu machen. Außerdem unterstützt eine gute Gesundheitsvorsorge das Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit. Selbstverantwortlich mit der eigenen Gesundheit umzugehen ist auch hilfreich in Bezug auf die Angst vor Ansteckung. Wer weiß, dass er gut für das eigene Immunsystem gesorgt hat, kann sich eher entspannt zurücklehnen, als jemand, der die Verantwortung nach außen abgegeben hat und nur mehr hofft, dass alles gut gehen wird.
Moderate Belastung
Um das Immunsystem zu stärken sind einige Maßnahmen wesentlich, und in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Zum einen ist eine moderate sportliche Belastung wichtig. Bewegung im Sauerstoffgleichgewicht, d.h. an der frischen Luft, spielt eine große Rolle. Beispielsweise wirken Waldspaziergänge („Waldbaden“) durch die von Bäumen produzierten Terpene, die über Atem und Haut aufgenommen werden, blutdrucksenkend, Herz-Kreislauf-stabilisierend und stresslindernd. Auch die regulierende Wirkung auf das Nervensystem über Bewegungsformen wie Yoga, Tai Chi und Qi Gong ist hier wichtig zu erwähnen. Kältetherapie in Form von Wechselduschen oder Eisbaden ist ebenfalls ein wirkungsvoller Ansatz, ebenso wie Saunagänge.
Ernährung und Schlaf
Neben einer gesunden Ernährung, die durch einen hohen Anteil an Obst und Gemüse ein basisches Milieu im Körper schafft, ist auch ein Faktor nicht zu unterschätzen: unser Schlaf. Wenn wir nicht ausreichend und erholsam schlafen, können wir uns noch so gut ernähren und viel bewegen: ein wirklich stabiler gesundheitlicher Zustand ist nicht zu erreichen. Tatsächlich hat es fatale Auswirkungen auf unsere Gesundheit, wenn wir diesen Aspekt außer Acht lassen. Wer nicht gut schläft, hat mit folgenden Erscheinungsbildern zu tun: Antriebslosigkeit, verminderte Aufmerksamkeit, erhöhter Appetit, schnellere Hautalterung, Verminderung bis Verlust der Libido, geschwächtes Immunsystem, 50% höheres Risiko für Fettleibigkeit, 33% höheres Risiko an Demenz zu erkranken, 3-5 Jahre reduzierte Lebenserwartung, 300% erhöhte Wahrscheinlichkeit für Erkältungskrankheiten, erhöhte Wahrscheinlichkeit für Herzerkrankungen, bleibende Gehirnschäden, verminderte Stressresilienz, geschwächte Willenskraft usw.
Dagegen erspart uns ein guter Schlaf möglicherweise viel Geld für teure Therapien und Medikamente, ist nachgewiesenermaßen wirksamer als Meditation, sorgt für Selbstvertrauen, gute Laune, eine attraktive Ausstrahlung und stärkt die Disziplin, die Gedächtnisleistung, die Konzentrationsfähigkeit und Kreativität. Außerdem ist er die Grundlage dafür, dass wir öfter Flow-Zustände erleben, die eine positive, verjüngende Wirkung auf den gesamten Organismus haben. Man kann demnach sagen, dass es sich bei diesem Thema um den wirksamsten Hebel, quasi den Turbo-Booster, handelt, was unsere Gesundheit betrifft.
Erholsamer Schlaf
Wir durchlaufen im Schlaf mehrere Schlafzyklen. Jeder Zyklus setzt sich aus drei Schlafphasen zusammen: der Leicht-, Tief- und REM-Schlafphase. Wenn wir morgens in der Leicht- oder REM-Schlafphase aufwachen, können wir meist gut und ausgeruht in den Tag starten. Wenn der Wecker allerdings im Tiefschlaf klingelt, kommen wir kaum aus dem Bett. Es macht daher Sinn, mittels Schlafrechner einmal zu schauen, wann die optimale Zeit zum Einschlafen ist, wenn wir morgens zu einer bestimmten Zeit aufstehen müssen. Und es macht noch mehr Sinn, so oft wie möglich auszuschlafen. Wer abends noch vor dem Laptop sitzt, kann sich eine Brille anschaffen, die das blaue Licht herausfiltert. Doch eins der wirksamsten Mittel, in einen guten Schlaf zu finden, ist, zwei Stunden vorher alle Bildschirme auszuschalten. Wer den Körper dann noch darin unterstützen möchte, das Nervensystem zu beruhigen und das Schlafhormon Melatonin zu produzieren, kann Körper, Geist und Seele mit Yin Yoga, Restorative Yoga oder Yoga Nidra helfen zur Ruhe zu kommen.
Wer all dies beherzigt, wird mit Sicherheit ein Milieu schaffen, dass es Krankheiten schwer macht, sich einzunisten. Aber vor allem wird man sich damit gut fühlen. Und das ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für starke Abwehrkräfte.
Text: Ranja Weis
Fotos: Yesim Yuva, Lena Fuchs