Das Jahr 2020 hat uns viele Herausforderungen, aber auch ein paar durchaus positive Effekte beschert. Unter anderem ist die Frage, wie wir auf natürliche Art und Weise unser Immunsystem stärken und den Körper weniger anfällig gegen Viren machen können, mehr in den Fokus gerückt. Infolgedessen hat sich in den letzten Wintermonaten das Eisbaden als ein regelrechter Trend entwickelt. Nicht nur innerhalb Münchens konnte man Menschen mit Pudelmütze im Eisbach stehend beobachten, während auf den umliegenden Wiesen noch Schnee lag: auch außerhalb der Stadt stiegen Mutige bei 5° Grad Wassertemperatur in die umliegenden Seen und schwammen sogar ein paar Runden.
Kaltes Wasser wirkt sich positiv auf Körper aus
Im Rahmen des Eisbadens ist vor allem ein Name derzeit in aller Munde: Wim Hof, ein niederländischer Extremsportler, der durch seine Atemtechnik außergewöhnlich lange in extremer Kälte verweilen kann. So stand er 2011 eine Stunde und 52 Minuten bis zum Hals in Eiswasser, ein Weltrekord, den er selbst zuvor schon mehrmals gebrochen hatte. Mittlerweile gilt als belegt, dass sich der Aufenthalt in kaltem Wasser positiv auf das Immunsystem, das Herz-Kreislaufsystem, das Bindegewebe, die Regenerationsfähigkeit des Körpers, die Psyche und das allgemeine Wohlbefinden auswirkt.
Heilung durch Wasser
Allerdings gab es lange vor Wim Hof bereits einen Deutschen, der die Kältetherapie entdeckte und verbreitete: Sebastian Kneipp (1821-1897). Er litt als junger Mann an Tuberkulose. Indem er sich regelmäßig mit Wasser übergoss und in der eiskalten Donau badete, wurde er wieder gesund. Später soll er durch seine Wasseranwendungen eine an Cholera erkrankte Frau und sogar eine ganze Rinderherde von der Maul- und Klauenseuche geheilt haben. Die Wirksamkeit seiner Wasserheilkunde u.a. bei Infekten, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen ist inzwischen durch verschiedene Studien belegt.
Training mit Wechselduschen
Wer gern eisbaden möchte, sollte den Körper erst einmal mit Wechselduschen an die Kälte gewöhnen. Das abwechselnde Verengen und Weiten der Blutgefäße verbessert die Durchblutung, stärkt die Abwehrkräfte, wirkt entgiftend und bringt vor allem am Morgen frische Energie. Außerdem werden Endorphine und entzündungshemmende Kortikoide ausgeschüttet. Oft fühlt man sich danach vital, voller Freude und Lebensenergie. Gründe genug, es gerade in diesen Zeiten einmal auszuprobieren!
Wer dann ins kalte Wasser gehen möchte, sollte jemand mitnehmen, der aufpasst, und erstmal nur wenige Sekunden im Wasser bleiben. Wichtig ist, den Körper vor und nach dem Eisbad durch Atem- und Körperübungen aufzuwärmen, und während dem Baden tief und ruhig zu atmen. Da wir 30 % unserer Wärme über den Kopf abgeben, empfiehlt es sich, eine Mütze zu tragen und nicht vollständig unterzutauchen. Wer mag, kann noch Handschuhe und Neoprensocken anziehen. Wer allerdings unter Bluthochdruck und Herz- und Gefäßerkrankungen leidet, sollte lieber auf das Eisbaden verzichten.
Immunstärkung durch Yoga und Atemübungen
Für diejenigen, die das Immunsystem dann doch lieber etwas gemütlicher unterstützen möchten, gibt es bewährte Yogaübungen, die man wunderbar im warmen und trockenen Zustand bei Zimmertemperatur praktizieren kann. Die meisten Immunzellen werden im Bauchbereich, insbesondere in Darm und Milz produziert. Daher sind Übungen, die das Agni, das Verdauungsfeuer anregen, sehr hilfreich. Eine gute Übungssequenz wäre beispielsweise eine Atemtechnik wie Kapalabhati, Sufikreise, Vorbeuge, Kobra und Drehsitz. Da wir aus der Psychoneuroimmunologie-Forschung wissen, dass sich Denken, Nervensystem und Immunsystem gegenseitig beeinflussen, sind auch alle Entspannungstechniken, die gegen Stress wirken, gut für unsere Abwehrkräfte.
Und schon die Oma einer guten Freundin von mir wusste: Wichtig für ein langes Leben sind vor allem die guten Gedanken.
Bild und Text: Ranja Weis