Die Geschichte des Weltfrauentags
Der Internationale Frauentag ist historisch gesehen vor allem ein politischer Aktionstag, der in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entstand, um die Gleichberechtigung von Frauen vor allem in Bezug auf das freie, geheime und gleiche Wahlrecht zu unterstützen. Da der Frauentag in der sozialistischen Bewegung wurzelt, ist es nicht verwunderlich, dass er in der Zeit des Nationalsozialismus verboten wurde. Außerdem entsprach das Bild einer starken, kämpferischen, gleichberechtigten Frau so gar nicht dem von den Nazis propagierten Frauenbild. Trotzdem lebte der Frauentag weiter, nicht mehr in Form großer Demonstrationen, aber im Kleinen und Privaten. Während der Frauentag in der DDR vom Regime instrumentalisiert und als eine Art sozialistischer Muttertag gesehen wurde, verlor er in Westdeutschland an Bedeutung, da es hier vor allem um das Thema Frieden ging.
Die Bedeutung des Weltfrauentags heute
Am 8. März 2010 forderte die Feministin Alice Schwarzer eine komplette Streichung des Tages mit den Worten: „ Schaffen wir ihn endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr: 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer.“
Dass wir ihn vielleicht trotzdem noch brauchen, um auf das Thema der politischen Gleichstellung von Frauen aufmerksam zu machen, zeigt das folgende erschreckende Beispiel: Laut einem Bericht der Interparlamentarischen Union zum Thema „Sexismus, Belästigung und Gewalt gegen Frauen in Parlamenten in Europa“ erlebten von 123 weiblichen Abgeordneten in 45 europäischen Ländern während ihrer Amtszeit
- 85 % psychische Gewalt,
- 68 % abfällige Kommentare zu ihrem Aussehen oder bzgl. Geschlechterklischees,
- 58 % waren online sexuell belästigt worden,
- 47 % hatten Morddrohungen erhalten,
- 25 % hatten sexualisierte Gewalt und
- 15 % körperliche Gewalt erfahren.
Der Weltfrauentag betrifft alle
Das war 2019. Wir haben demnach noch einiges zu tun. Während wir also weiterhin für die Gleichstellung von Frauen eintreten dürfen, ist meiner Meinung nach aber auch wichtig zu erkennen, dass Frauen und Männer zwar gleichgestellt, aber nicht gleichgemacht werden sollten. Ich bin der Überzeugung, dass unsere Welt gerade jetzt vor allem weibliche Eigenschaften braucht. Und dass wir uns als Frauen neben Mut und Kampfgeist, die sicherlich auch weiterhin wichtig sein werden, wieder auf diese weiblichen Eigenschaften besinnen dürfen, um das notwendige (und Not-wendende) Gleichgewicht wiederherzustellen. Qualitäten wie Gefühle zulassen, Mitgefühl zeigen, Herzensverbindungen schaffen, Zuhören, Raum geben, Weichheit, Zartheit, Empfänglichkeit und Güte haben wir alle dringend nötig: Menschen wie Tiere, und auch dieser wunderschöne und mittlerweile so gebeutelte Planet.
Wenn Frauen wie Männer mehr darauf achten würden, vom ständigen Hinterher-Rennen und Funktionieren-Müssen zu sich selbst, d.h. vom Tun ins Sein zu kommen, wäre viel gewonnen. Denn dann verwandeln wir uns von gehetzten Einzelgängern im Überlebensmodus in fühlende, menschliche Wesen, die vor allem eins wieder spüren können: ihre Verbundenheit mit allen anderen Wesen und der beseelten Welt. Nur so können wir uns aufgehoben fühlen im großen Ganzen, und den Sinn unseres Daseins finden: füreinander da zu sein und miteinander in Frieden zu leben.
Über die Autorin Ranja Weis:
Ranja zählt zu den besten Yogalehrerinnen Deutschlands. Sie unterrichtet regelmäßig im Münchener Yogastudio von Patrick Broome, wo sie Yin Yoga, Vinyasa und Yoga Nidra praktiziert. Ihr spiritueller Weg ist geprägt durch Meditation, Yoga und die Arbeit mit Schamanen. Daher gehören zu ihren Yogastunden auch Techniken wie Trancearbeit und unterschiedliche Formen der Energiearbeit.