Ranja Weis gehört in Deutschland zu den bekanntesten Yogamodels und den besten Yin Yoga Lehrern. Als Testimonial für Mandala schreibt sie regelmäßig über ihre Erfahrungen und ihr Leben mit Yoga.
Viele verbinden Yoga heute mit Akrobatik, dabei rücken andere Aspekte wie Spiritualität und Achtsamkeit in den Hintergrund. Für MANDALA Testimonial Ranja haben aber auch diese Bestandteile des Yoga einen hohen Stellenwert. In diesem Beitrag beschäftigt sie sich mit der Entwicklung von Yoga und beschreibt, warum es besonders für Yogalehrer wichtig ist, Selbsterfahrung mit Meditation zu haben.
Yoga heute: der Körper im Vordergrund
Wenn man sich heute unter dem Begriff „Yoga“ in den sozialen Netzwerken ein wenig umschaut, kann man schnell zu dem Eindruck gelangen, dass es sich dabei vor allem um körperliche, oft sehr akrobatische, Übungen handelt. Der Körper - in einer bestimmten Yogahaltung - steht klar im Vordergrund. Tatsächlich ist dies aber eine Entwicklung, die sich erst im 19. Jahrhundert in der Form herausgebildet hat. Der indische Yoga-Lehrer Krishnamacharya, „Vater des modernen Yoga“, kannte laut eigener Aussage ca. 3000 Positionen, sein eigener Guru Ramamohan Brahmachari angeblich 8000. Dies läutete das Zeitalter des Hatha Vinyasa Yoga ein. Doch welchen Stellenwert hatten die Haltungen davor?
Hatha Yoga früher: der Geist im Vordergrund
In den wenigen Texten, die beschreiben, wie Hatha Yoga vom 10.-18. Jahrhundert gelehrt wurde, war Asana ein eher unbedeutender Teil der Praxis. Es ging vielmehr darum, den Körper dadurch auf das stille Sitzen vorzubereiten, um sich in einen meditativen Zustand zu versenken und Erkenntnis und Befreiung zu erlangen. In solche Bereiche kann man jedoch erst dann vorstoßen, wenn man über einen längeren Zeitraum sitzt. So wie beispielsweise in einem 10-tägigen Vipassana Retreat nach S.N. Goenka.
Selbsterfahrung mit Meditation ist besonders für Yogalehrer wichtig
In den heute üblichen 10-minütigen Meditationen im Rahmen von Yogaklassen (wenn überhaupt) wird man derartige Erfahrungen eher nicht machen. Doch diese sind gerade vor allem für diejenigen, die Yoga unterrichten wollen, so wichtig: so lange zu sitzen, bis all die eigenen Themen nach oben gekocht sind, der Geist durchdrungen, die verschiedenen Schichten des Körpers gereinigt sind, und nichts mehr der Einheitserfahrung im Weg steht. Dazu braucht es Mut, Durchhaltevermögen, Disziplin, Ehrlichkeit mit sich selbst, Liebe und die Bereitschaft, alles zu geben. Alles in die Waagschale zu werfen für diesen Augenblick Glückseligkeit, diesen einen Moment der Magie.
Erst dann hat das erlernte Wissen seinen Platz im Innern gefunden, und man kann aufgrund der eigenen tiefen Selbsterfahrung dieses Wissen authentisch weitergeben. Diese Form der Selbsterfahrung wird aber in den wenigsten Yogalehrerausbildungen angeboten. Man muss sie unabhängig davon suchen. Und doch ist sie so wichtig für ein tiefes, umfassendes Verständnis und Erleben von Yoga.